Mehl ist das neue Gold – Corona-Wahnsinn

Nach all den Nachrichten rund ums Hamstern hat mich heute eine journalistische Ader gepackt. Da ich mir meine Brötchen wortwörtlich selber backe, wollte ich raus und Mehl kaufen. Dabei fiel mir nicht nur die Versorgungslage in den Blick.

Schreck im ersten Geschäft

Schon zur Öffnungszeit um sieben Uhr früh ging ich zu dem Lebensmitteldiscounter direkt um die Ecke. Wie schon zu erwarten, ist kein Mehl vorhanden wie schon seit zwei Wochen. Weder frisch noch getrocknet findet man Hefe.
Auch sonst sieht es hier schlecht aus: Keine Milch – weder frische noch haltbare – ist vorhanden, auch kein Toilettenpapier oder Küchenrollen, die Konservenabteilung hält sich wacker, an Pflanzenöle sind nur Markenprodukte erhältlich und das Nudelangebot ist mehr als ausgedünnt.

 

 

 

 

Und mehr noch die Kunden fragen nach Mehl und pampen eine Mitarbeiterin des Ladens an, weil sie dieses nicht bekommen und man auch nicht weiß, wann das sein wird. Dickes Fell scheint die Verkäuferin (schon?) zu haben, denn sie fragt den Kunden wer das ganze Mehl wohl gekauft hat. Gut dass sie so schlagfertig ist und der Kunde nur etwas hilflos und schnell abzieht, nicht einmischen fällt mir bei so was immer schwer, was aber eher nur zur weiteren Eskalation beitragen würde.

Kein Grund zur Panik bei der Versorgung

Da ich auch noch frische Produkte wie Äpfel und Co. gekauft habe, bin ich nach Hause zum Verstauen und wieder los.
Um es kurz zusammenzufassen: Insgesamt war ich in zehn Läden von Discounter, Supermarkt bis türkische Geschäfte und Bioläden – nirgends gab es Weizenmehl oder ein entsprechender Ersatz. Frische Hefe konnte ich in einem Supermarkt noch ergattern. Toilettenpapier gab es ebenfalls in einem Laden, allerdings nur in der „Luxusvariante“ – teuer und wenig Inhalt.
Im Gegensatz zu dem Discounter in meiner Ecke gibt es ausreichend Milch in allen Varianten, Konserven und andere haltbare Lebensmittel waren auch noch erhältlich, wenn auch in reduzierter Form.
Mir erschließt sich Mehl und Toilettenpapier nicht, lieber wäre ich da in Italien. Rotwein und Kondome erscheinen mir deutlich lebensfreudiger.

Kommunikativer ist die Krise – trotz Abstand

Was mir aber noch bei meiner Einkaufsrunde auffällt: Es sind weniger Menschen unterwegs, aber dennoch unerwartet viele. Manche sitzen in Cafés allein oder zu zweit oder zu dritt mit Abstand, es wird in die Armbeuge genießt, und in den öffentlichen Verkehrsmitteln wurde ja eh schon lieber Abstand gehalten, aber jetzt noch was ausgeprägter. Was zeigt viele sind doch sensibilisiert, aber nicht panisch verschreckt. Ob totale Isolation angebracht ist oder ob es unter bestimmten Voraussetzungen doch möglich ist – noch ist totale Isolation nicht vorgeschrieben.   

 

Hier und da machen Cafés nicht auf – zumindest wo es in geschlossen Raumen ist. Im Freien sind die Menschen bis jetzt noch geselliger.

 

Man kommuniziert aber auch mehr . Als ich meinem Ärmel über meine Finger schob, um auf den Haltestellenknopf zu drücken, lächelte mich eine Frau an und als ich an einem Restaurant vorbeikam, wo eine Mitarbeiterin gerade die Winter Deko gegen den Frühling wechselte, kam ich sofort mit ihr ins Gespräch. Die Reservierungen gehen zurück und sie wisse nicht, ob es sich überhaupt lohnt zu öffnen, aber falls sich die Lage noch verschärft und ganz länger ganz geschlossen werden muss, wäre jetzt zu öffnen noch besser. Ratlosigkeit, aber dennoch zuversichtlich, denn wie die Dame schon zu Anfang des Gesprächs sagte: „Hauptsache wir bleiben gesund.“

 

Anmerkung: Dies sind nur subjektive Eindrücke einer Momentaufnahme, die auch nicht allerorts gleich ist. Im keinen Fall sollte Corona und deren Auswirkungen unter- oder überschätzt werden. Informieren Sie sich bei offiziellen Stellen! Bringen sie keine Mitmenschen in Gefahr, besonders keine Risikogruppen! Tragen sie dazu bei, die Erkrankungswelle flach zu erhalten, aber die Versorgung nicht zu blockieren!